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Über das Urvertrauen - (sich) sehen und gesehen werden


Aktueller Text zu den Veranstaltungen November 2017 in Erfurt

Liebe Interessierte und Freunde

Es kann schon sein, dass wir irgendwann - nicht gesehen - wurden. Solange wir nur

von "Irgendwem" nicht gesehen wurden, macht uns das ja später für gewöhnlich nichts aus. Aber meistens wurden wir in unserer Vergangenheit eben nicht von Irgendwem nicht gesehen, sondern von jemandem, den wir so weit über uns gestellt haben, dass wir diesen Jemand für übergroß in unserem Leben hielten und/ oder von dessen Fürsorge wir als Kinder so abhängig waren, dass wir in der Folge gelernt haben, uns selbst nicht zu sehen. So sehr nicht, dass wir glaubten, bedeutungslos zu sein.

Dieser Schmerz und das Festhalten daran wurden später, als Erwachsene, unser Versuch, dieser erdachten Bedeutungslosigkeit, diesem so real angefühlten" nicht gesehen werden" zu entgehen.

Quasi ein Opferschutz- und ein Selbstverteidigungsprogramm, das wir im Laufe unserer Erfahrung so ausgefeilt und optimiert haben, dass es in unserem erwachsenen Alltag ausreichte, mit Vorwurf oder Ignoranz, mit zerstörerischem Angriff oder kompletten Rückzug zu reagieren, sobald uns jemand auch nur im entferntesten an die Verletzung (nicht gesehen zu werden) erinnerte.

Das heißt, es gehört sicher zu den schmerzhaften Erfahrungen des Lebens, dass wir ein paar Mal in unserem Leben von für uns wichtigen, uns am Herzen liegenden Menschen verletzt wurden. Das viel größere Problem ist jedoch, dass wir selbst es sind, die mit unserer erdachten Verteidigungs- und Angriffshaltung als Erwachsene nicht aufhören können so zu handeln, als würden wir uns selbst immer wieder damit verletzten. Wir vertausendfachen die Verletzung durch das Reaktionsmuster. Wir erkennen nicht, dass unser "Schutzmechanismus" gegen uns - und alle anderen - gerichtet ist, die uns daran erinnern. Es ist Macht, die wir ausüben - indem wir uns ohnmächtig stellen. Opferschaft, in der sich gleichzeitig Täterschaft verbirgt. Mahatma Gandhi sagt dazu:

"Auge um Auge bedeutet nur, dass die Welt erblindet."

Betrachten wir das Thema tiefer und reflektieren wir es auf einer spirituellen Ebene, so könnte uns eine gänzlich andere Möglichkeit erscheinen:

"Wenn du von Menschen, die dir am Herzen liegen - nicht gesehen - wurdest,

so kannst du dadurch lernen, dich in deinem Herzen zu sehen."

Solange du in Vorwurf, Groll, Schuld und Vermeidung dir selbst und dem anderen gegenüber gefangen bist, bleibt dein Herz verschlossen - und du gebunden an deinen erdachten Kampf. Sobald du die Verantwortung für dich übernimmst und du deiner Verletzung ins Herz folgst, kannst du beginnen, dich zu heilen.

Das ist sicher nicht immer leicht, es geht dabei um Integration. Und es ist nicht so, dass wir vorsätzlich von Menschen, die uns lieben, verletzt wurden. Aber es ist schon eher so, dass wir selbst es sind, die dazu neigen, diese Verletzungen vorsätzlich aufrecht zu erhalten - vor allem, wenn wir "gelernt haben", davon zu profitieren - und sei es nur, dass wir viele Jahre oder Jahrzehnte nichts tun. Trägheit ist ja auch eine Form von Ohnmacht.

Glücklicherweise gibt es dazu einen Satz in dem Gedicht "Stufen" von Herrmann Hesse.

Er lautet:

"Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden."

Statt nach außen hin und anderen gegenüber immer härter und unnahbarer zu werden, könnten wir von und mit unseren Verletzungen lernen, nach innen hin empfänglicher und berührbarer uns selbst gegenüber zu sein. Das ist unsere Wahl und auch ein Erfordernis dieser Zeit: Ist es nicht so, dass wir uns in dieser äußeren, scheinbaren "Hau-Drauf-Gesellschaft" in unserem tiefsten Innern nach mehr Nähe sehnen? Und ist es nicht erstaunlich, dass wir selbst uns damit meinen (du und ich), aber nicht auf diese Idee kommen, weil vielleicht ein (kleiner) Teil in uns noch damit beschäftigt ist, sich für "unbedeutend" zu halten?

Wollen wir daran gemeinsam etwas ändern?

Ich bin selber gerade mit diesem Thema beschäftigt, weshalb ich mich freue, hier darüber zu schreiben, um in Erfurt einen Vortrag mit Meditation über das dazu in direktem Zusammenhang stehende Thema "Urvertrauen" zu halten.

Im anschließenden Workshop und in Einzelsitzungen beleuchten wir gemeinsam die Ursachen, geben dem Raum, was es braucht und manifestieren heilsame, im Leben anwendbare Erkenntnisse und Absichten.

Fühl dich herzlich willkommen.

Mit friedlichen Grüßen

und Wünschen des reinen Glücks,.. Roland Sprung

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